Bachelor Turkologie (Beifach)

Ab dem Wintersemester 2008/2009 bietet das Seminar für Orientkunde Turkologie als Bachelor-Beifach an. Das B.A.-Beifach Turkologie besteht aus sechs Modulen zu je zehn Leistungspunkten.

Konzepte für ein B.A.-Kernfach und einen konsekutiven Master Turkologie wurden bei der Abteilung Studium und Lehre eingereicht.

Studieninhalte

Ein zentraler Studieninhalt des Beifaches Turkologie sind Lehrveranstaltungen zum Spracherwerb Türkisch. Kenntnisse der türkischen Sprache sind Grundvoraussetzung für die Beschäftigung mit allen Aspekten der türkischen Kultur. Begleitend dazu werden den Studierenden in Lehrveranstaltungen Kenntnisse der Geschichte der Türkvölker, zu Geschichte, Politik und Religion des Osmanischen Reiches sowie zu Geschichte, Gesellschaft und Politik der Türkischen Republik vermittelt. Im Rahmen der Übungen zur Konversation und Landeskunde erhalten die Studierenden Einblick in die türkische Alltagskultur und türkische Umgangsformen und erwerben landeskundliches Basiswissen. Studienbestandteil sind zudem Lehrveranstaltungen zur Typologie und historischen Entwicklung der Türksprachen sowie zum Osmanisch-Türkischen. Damit erhalten die Studierenden solide Kenntnisse zur türkischen Sprache und Kultur.

Studienverlauf

Um ein solides sprachliches Fundament für den wissenschaftlichen Umgang mit gesprochenen und geschriebenen Texten und damit die Grundvoraussetzung für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der türkischen Kultur zu gewährleisten, stehen die ersten beiden Semester ganz im Zeichen des Erwerbs der türkischen Sprache.

Ab dem dritten Semester werden in zunehmendem Maße weitere turkologische Inhalte eingeführt. Die Sprachlehrveranstaltungen untergliedern sich in Übungen zur Grammatik, zur Konversation und Landeskunde sowie Übersetzungsübungen. Die Grammatikübungen sind theoriebezogene Lehrveranstaltungen mit Fokus auf Morphologie und Syntax. In den Veranstaltungen zur Konversation und Landeskunde wird die Aussprache des Türkischen eingeübt und in einfacher Konversation der türkische Basiswortschatz vermittelt. Außerdem werden die Studierenden mit Elementen der türkischen Alltagskultur, türkischen Umgangsformen und landeskundlichem Basiswissen vertraut gemacht. Die Übersetzungsübungen dienen der Festigung und Aktivierung der in den anderen Sprachlehrveranstaltungen vermittelten Kenntnisse.

Im dritten Semester werden die Sprachlehrveranstaltungen in reduziertem Umfang weitergeführt. Daneben erhalten die Studierenden einen Überblick über die Geschichte der Türkvölker sowie über verbindende und trennende kulturelle Merkmale verschiedener türksprachiger Bevölkerungsgruppen.

Im vierten Semester werden vermittels Lektüre originalsprachlicher Texte die bestehenden Türkischkenntnisse weiter gefestigt. Zugleich schließen die Studierenden Bekanntschaft mit der türkischen Prosaliteratur der Gegenwart. In einer Veranstaltung zur Türkischen Republik wird in Geschichte, Gesellschaft und Politik der Türkei eingeführt. In der zweisemestrigen Veranstaltung „Einführung in die Türksprachen” (4.-5. Semester) wird in die Struktur und die historische Entwicklung der Türksprachen eingeführt.

Im fünften Semester erwerben die Studierenden einen Überblick über Geschichte, Politik und Religion des Osmanischen Reiches. Außerdem wird in das Osmanisch-Türkische als historische Vorstufen des Türkeitürkischen eingeführt.

Die Kenntnisse des Osmanisch-Türkischen werden im sechsten Semester vertieft. Im selben Semester erhalten die Studierenden einen Überblick über die türkische Literatur. In einer weiteren Lehrveranstaltung werden die Studierenden mit der Typologie islamischer Sprachen und mit Prozessen des Sprachkontaktes vertraut gemacht.

Studienverlaufsplan des BA-Beifachs Turkologie

Modulhandbuch Turkologie

Bachelor-Prüfungsordnung

Bedarf und Berufsfeldorientierung

In Deutschland gibt es bekanntlich eine große Zahl türkischer Migranten, bzw. mehrere Generationen von Personen mit türkischem Migrationshintergrund. Zwischen Deutschland und der Türkei bestehen traditionell enge Beziehungen, die teilweise schon auf das Deutsche Reich und das Osmanische Reich zurückgehen. Hinzu kommt die strategische Bedeutung der Türkei für Europa mit sich verintensivierenden politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen, unabhängig von einem möglichen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Angesichts dieser Fakten ist grundsätzlich ein Bedarf an Personen mit einer turkologischen Ausbildung zu konstatieren, sei es mit dem Schwerpunkt auf der Turkologie (Kernfach), sei es als Zusatzqualifikation (Beifach).

Bedarf an turkologisch qualifizierten Arbeitskräften gibt es auf den folgenden Berufsfeldern:

  • Wissenschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Kultur
  • Politik

Innerhalb dieser Berufsfelder sind unter anderem Tätigkeiten auf folgenden Gebieten vorstellbar:

  • Turkologische Forschung: Universitäten und andere Forschungseinrichtungen, national und international (bei zielgerichteter Fortsetzung des Studiums über den B.A.-Bereich hinaus)
  • Betreuung türkischer Migranten
  • Interkulturalität
  • Sozialarbeit
  • Muttersprachlicher Ergänzungsunterricht Türkisch
  • Deutsch als Fremdsprache (bei entsprechender anderweitiger Qualifizierung)
  • Beratung von Ministerien und anderen politischen Gremien z.B. bei der Erstellung von Lehrplänen, Curricula, Islamkonferenz etc.
  • Auswärtiger Dienst
  • Wirtschaft: international operierende Wirtschaftsunternehmen, Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer
  • Kultur- und Bildungseinrichtungen, z.B. Goethe-Institut, Volkshochschule
  • Medien: Experten für türkische Kultur, Geschichte, Politik (insbesondere bei entsprechender Kernfach/Beifach-Kombination bzw. Zusatzqualifikation)
  • Türkei und Europa
  • Kriminalitätsbekämpfung, innere und äußere Sicherheit

Das Studienziel des Beifaches Turkologie, solide Kenntnisse der türkischen Sprache zu erwerben, ist für alle genannten Berufsfelder von zentraler Bedeutung. Nur über die Sprache wird der Zugang zur Kultur und zum aktuellen gesellschaftlichen und politischen Diskurs eröffnet und eine intensive kulturelle oder wirtschaftliche Zusammenarbeit ermöglicht.

Ein Grundraster an Kenntnissen zu Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Politik der Türkvölker sowie der Türkei ist, mit unterschiedlicher Akzentuierung, für die Arbeit im interkulturellen Bereich, in den Medien, in der Politik etc. unabdingbar. Strukturwissen zum Türkischen und den Türksprachen ist unter anderem relevant für Berufsfelder wie Sprachvermittlung (Türkischunterricht, Deutschunterricht). Zu den Studienzielen des Beifaches Turkologie gehört auch die grundsätzliche Befähigung, vorhandenes Grundlagenwissen im Hinblick auf ein spezifisches Arbeitsgebiet selbständig zu vertiefen.